Karate als leere Hand
Karate-Dō, früher meist nur als Karate (dt. „leere Hand“) bezeichnet, bedeutet der „Weg der leeren Hand“ und ist sowohl eine Kampfkunst als auch eine Methode der Selbstverteidigung, deren Geschichte sich sicher bis ins Okinawa des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Der Zusatz „Dō“ im Begriff „Karate-Dō“ wird verwendet um den philosophischen Hintergrund dieser Kampfkunst und ihre Bedeutung als Lebensweg zu unterstreichen, denn Karate-Dō ist nicht nur Kampfkunst, sondern auch ein Weg zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit und zur Festigung des Charakters.
Okinawa ist der Geburtsort des eigentlichen Karate. Von dort aus, hat sich das Karate auf das japanische Festland ausgebreitet und wurde dort weiter perfektioniert.
Ursprung des Karate
Das Karate selbst hat allerdings weder einen okinawanischen noch einen japanischen Ursprung, sondern die ihr zu Grunde liegenden Techniken gehen auf eine Jahrhunderte alte Tradition mit indischen und chinesischen Wurzeln zurück. Deutlich wird dies daran, dass im Karate einige Katas vorkommen, welche in buddhistischen Tempeln entwickelt wurden und die auch mit dem Shaolin in Verbindung gebracht werden.
Wenn wir uns also mit der Entstehungsgeschichte der Kampfkünste und damit auch die des Karate auseinandersetzen, müssen wir schlussfolgern, dass der Ursprung von allem bei indisch-buddhistischen Mönchen liegt. Ihnen diente die Kampfkunst zur Selbstverteidigung und zum Schutz gegen Diebe. Auch wurden die Übungen für die Erhaltung der Gesundheit praktiziert.
Doch der Reihe nach: Es war einmal ein buddhistischer Mönch namens Bodhidharma (* um 440; † um 528) (chinesisch 菩提達摩, Pinyin Pútídámó oder kurz Damo 達摩, jap. Bodai-Daruma oder Daruma). Während seine Existenz teilweise historisch belegt ist, liegen die historischen Einzelheiten weitestgehend im Dunklen. Den Quellen von Zeitgenossen zufolge war Bodhidharma nicht nur der 28. Nachfolger Buddhas sondern vermutlich auch der dritte Sohn eines indischen Königs. Für letzteres spricht, dass er in allen höfischen Sitten und in Vajramushti (eine alte indische Form des Kämpfens) ausgebildet war. Entgegen anderslautenden Berichten war Bodhidharma wohl kein Mitglied der Brahmanen-Kaste, sondern von der Kshatriya-Kaste. Bodhidharma gilt heute als der erste Patriarch der Chan- und Zen-Linien.
Der Legende nach verließ er 480 n. Chr. seine indische Heimat südlich von Madras (Indien) nach China, wanderte zuerst nach Südchina und dann an den Kaiserhof der Liang-Dynastie. Bodhidharma ließ sich in der Folge im Jahr 523 n. Chr. in der chinesischen Provinz Henan nieder, um dort am Berg Song Shan im heutigen Ort Dengfeng im bis heute aktiven und damals daoistisch geprägten Kloster Shaolin eine vom Mahayana-Buddhismus abgeleitete Philosophie der Selbstbetrachtung zu lehren. Aus dieser Philosophie sollte sich später der heute weltweit bekannte ZEN-Buddhismus entwickeln.
Bodhidharma führte bei seiner Lehre eine Form der Meditation in Bewegung ein. Diese Bewegungen waren aus indischen Zweikampfmethoden abgeleitet worden und sollten den wegen des vielen Meditierens körperlich geschwächten Mönchen zu einem besseren körperlichen Zustand verhelfen. Bodhidharma überzeugte die Mönche, dass es nicht nur wichtig ist, den Geist, sondern auch den Körper zu stärken. Damit legte er der Überlieferung zufolge im Shaolin-Kloster den Grundstein für einige chinesische Kampfkünste und machte es zum Zentrum der chinesischen Kampfkunst. Durch die spätere Zerstreuung der Mönche – sie wurden später vom chinesischen Kaiser aufgrund ihrer kämpferischen Fähigkeiten als Bedrohung für sich selbst empfunden – wurde diese Kampfkunst immer weiter verbreitet und praktiziert.