Kenwa Mabuni
Wenn wir uns mit der Geschichte des Shitō-Ryū beschäftigen, müssen wir immer auch Sōke Kenwa Mabuni (* 1889 in Shuri, Okinawa; † 1952 in Tokio, Japan) als Begründer der Stilrichtung erwähnen. Egal welche Shitō-Ryū Geschichte erzählt wird, sie muss immer mit Mabuni Kenwa beginnen und enden.
Kenwa als Nachfahre berühmter Samurais
Kenwa Mabuni wurde am 14. November 1889 in Shuri auf der Insel Okinawa als ein entfernter Nachkomme der berühmten Ufugusuku-Samurai-Familie (japanische Lesart: Onigusukini) geboren. Er gilt neben Gichin Funakoshi und einigen anderen Meistern als „Vater“ des modernen Karate-Dō.
Kenwa Mabunis Kindheit
Kenwa Mabuni war als Kind schwächlich und anfällig für Krankheiten. Im Alter von zehn Jahren ist er durch einen Angestellten seines Hauses erstmals in die Kunst des Karate eingeführt worden. Dieser brachte ihm die Basis der Kata Naihanchi bei. Beeindruckt von den Geschichten der Heldentaten seines Vorfahren und auf Anraten seines Vaters, begann er im Alter von 13 Jahren unter Großmeister Ankō Itosu (gelegentlich auch die Kun-Lesung Yasutsune Itosu) mit dem Studium des Shuri-te, auch Shōrin-Ryū genannt, um seine Gesundheit zu fördern und seinen Körper zu stärken. Nur sieben Jahre später kam er durch Chōjun Miyagi, ein enger Freund Kenwas und zugleich späterer Begründer des Gōjū-Ryū, zu Meister Kanryō Higaonna (japanische Lesart: Kanryō Higashionna) und begann unter ihm mit dem Studium des Naha-te, auch bekannt als Shōrei-Ryū.
Obwohl er den Lehren dieser beiden großen Meister treu blieb, suchte Kenwa Mabuni nach Beendigung seines Studiums und Militärdienstes Unterricht bei weiteren großen Meistern. Dies geschah nach seinem Eintritt in den Polizeidienst. Er war über längere Zeit Schüler von Meister Arakaki Seishō. Dieser lehrte einen ähnlichen Naha-te Stil wie Meister Kanryō Higaonna. Unter Arakaki lernte Mabuni dessen Karate-Stil und wurde außerdem in Bōjutsu unterrichtet. Zusätzlich lernte er Saijutsu unter Shimboku Tawada. Die Bōjutsu der Soeishi-Traditionslinie erlernte er bei Jino Sueyoshi. Den Stil des weißen Kranichs studierte er beim chinesischen Meister und Teehändler Wu Xianhui, auch bekannt als Go Kenki.
Shito-Ryu als Synthese
Von enormer Wichtigkeit für die Stilrichtung Shitō-Ryū sind die Großmeister Itosu und Higaonna deshalb, weil Kenwa Mabuni im Jahr 1934 mit der Eröffnung seines eigenen Dojos in Osaka und seiner Auffassung des Karate-Do die beiden aus Okinawa stammenden Stilrichtungen Shōrin-Ryū und Shōrei-Ryū vereinen sollte. Kenwa Mabuni ehrte seine beiden Lehrer dadurch, dass er die Bezeichnung für seinen Karatestil aus den ersten Kanji-Zeichen im Namen seiner Meister ableitete, Itosu (= Shi) und Higashionna (= To). Shito-Ryu war geboren.
Verbreitung des Shito-Ryu
Auch wenn in Deutschland das Shito-Ryu nur eine relativ kleine Stilrichtung darstellt, so wird das Shitō-Ryū neben Shōtōkan, Wadō-Ryū und Gōjū-Ryū als eine der vier großen Stilrichtungen des Karate-Dō angesehen, deren Besonderheit in der hohen Anzahl der gelehrten Kata liegt.
Soke Kenwa Mabuni starb am 23. März 1952 im Alter von 62 Jahren. Sein ältester Sohn Kenei Mabuni wurde sein Erbe und Nachfolger als Oberhaupt des Shitō-Ryū.



